Asthma

Schweres und unkontrolliertes Asthma

Die Charakterisierung von Asthma erfolgt einerseits nach seinem Erscheinungsbild (Asthmaformen), andererseits nach dem Grad seiner Ausprägung, d.h. dem Schweregrad.

Schweregrade bei Erwachsenen

So wird das Asthma als leicht bezeichnet, wenn eine gute Asthmakontrolle bereits mit einer einfachen Behandlung bei akutem Bedarf oder einer regelmäßigen Therapie mit einem inhalativen Glukokortikoid (ICS) in niedriger Dosis möglich ist. Bei mittelgradigem Asthma kann eine gute Asthmakontrolle durch eine Fixkombination eines niedrig-dosierten ICS und eines langwirksamen Beta-2-Mimetikums (LABA) erzielt werden, bei Bedarf wird ein schnell wirksames Beta-2-Mimetikum (SABA) angewandt. Alternativ kann die Therapie mit einer Kombination eines anderen niedrig-dosierten ICS mit dem LABA Formoterol erfolgen, das auch bei akutem Bedarf eingesetzt wird. Schließlich wird ein schweres Asthma diagnostiziert, wenn die Asthmakontrolle selbst bei hochdosierter ICS-LABA-Therapie nicht ausreichend ist und zusätzliche Therapien nötig sind, wie etwa die Anwendung von Biologika.

In manchen Fällen wird allerdings vorerst von einem „schwer zu behandelndes Asthma“ gesprochen, weil es vorab folgende Punkte abzuklären gilt:

• Wendet der Patient den Inhalator sachgemäß an?

• Erfolgt die Anwendung regelmäßig zu den vorgegebenen Zeitpunkten?

• Liegt die Exposition gegenüber einem vermeidbaren Asthma-Auslöser vor (Hausstaubmilben, Tierhaare…)?

• Besteht eine Begleiterkrankung (Komorbidität), die das Asthma verschlimmert und nicht fachgerecht behandelt wird?

Erst wenn all diese Punkte ausgeschlossen werden können, wird von schwerem Asthma gesprochen und es müssen spezifische Zusatztherapien in Erwägung gezogen werden.

Schweregrade bei Kindern

Bei Kindern und Jugendlichen werden deutlich weniger Symptome akzeptiert, um das Asthma als kontrolliert einzustufen und es werden andere Dosierungen der Medikamente als bei Erwachsenen empfohlen und auch z.T. unterschiedliche Kombinationen für verschiedene Schweregrade.

Faktoren, die die Entwicklung und den Schweregrad eines Asthma beeinflussen

Ein selbst nicht kontrollierbarer Faktor, der für den Schweregrad des Asthmas wichtig ist, ist die genetische Veranlagung. Diese kann auch die Entwicklung von Adipositas fördern, die einen ungünstigen Verlauf, einen erhöhten Schweregrad und ein mangelndes Ansprechen auf die Therapie bedingen kann. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle, sodass im Kindesalter Asthma beim männlichen Geschlecht häufiger ist, ab der Pubertät beim weiblichen Geschlecht.

Zu den äußeren (exogenen) Faktoren, die den Schweregrad des Asthmas beeinflussen und wenigstens zum Teil der Kontrolle unterliegen, gehören Außen- und Innenraumallergene, die es zu vermeiden gilt, möglicherweise Infektionen (das ist noch nicht abschließend geklärt) und Luftverschmutzungen. Auf einem traditionellen Bauernhof aufzuwachsen, scheint hingegen vor Asthma zu schützen, was auf den Kontakt mit Tieren, das Trinken von nicht-pasteurisierter Milch und die Exposition gegenüber zahlreichen Krankheitserregern zurückgeführt wird.

Ein sicher vermeidbarer Faktor ist Tabakrauch, der das Erreichen einer Asthmakontrolle erschwert, zu vermehrten akuten Verschlechterungen (Exazerbationen) führt und zu einem verminderten Ansprechen auf inhalative oder systemische Glukokortikoide. Dies gilt auch für passives Rauchen und für das Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft.

Als akute Verschlechterung bzw. Exazerbation wird eine fortschreitende Zunahme der Asthmasymptome und/oder Abnahme der Lungenfunktion bezeichnet, die über die gewöhnliche Variabilität der Symptome hinausgeht und eine Änderung bzw. Intensivierung der Therapie über mehrere Tage verlangt.

Unkontrolliertes Asthma

Eine für die Praxis oft bedeutsamere Einteilung des Asthmas erfolgt nicht nach dem Schweregrad, sondern nach der Kontrolle des Asthmas, d.h. nach dem Ausmaß, in dem die Symptome und die Belastung des Patienten durch die Erkrankung im Alltag unter Kontrolle gehalten werden können.

Von kontrolliertem Asthma spricht man bei Kindern, wenn sowohl unter Tags als auch nachts keine Symptome auftreten, keine Einschränkung der Aktivitäten gegeben ist, keine Bedarfsmedikation nötig ist, keine Exazerbationen auftreten, und die sogenannte Einsekundenkapazität (FEV1; das Volumen, das nach tiefstmöglicher Inspiration forciert innerhalb der ersten Sekunde ausgeatmet werden kann) normal ist. Bei Erwachsenen gilt ähnliches, außer, dass Symptome tagsüber bis zu 2-mal pro Woche auftreten dürfen und auch eine Bedarfsmedikation bis zu 2-Mal pro Woche benötigt werden kann.

Bei teilweise kontrolliertem Asthma müssen 1-2 Kriterien aus folgender Liste zutreffen:

• Symptome tagsüber mehr als 2-mal pro Woche

• Symptome in der Nacht jeglicher Art

• Bedarfsmedikation mehr als 2-mal pro Woche

• Normales FEV1

Schließlich müssen um ein Asthma als unkontrolliertes Asthma einzustufen, 3 oder mehr Kriterien aus der genannten Liste erfüllt sein oder eine akute Verschlechterung in der aktuellen Woche erfolgt sein.

Als Risikofaktoren für ein unkontrolliertes Asthma gelten der Gebrauch von hohen SABA-Dosen, die Anwendung von nicht der Verschreibung entsprechenden Kortikosteroiden, schlechte Adhärenz (regelmäßiger verordnungsgemäßer Gebrauch) und unkorrekte Anwendung des Inhalators. Zudem ist Fettleibigkeit ein Risikofaktor, chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) und der Nasenhöhle (Rhinitis) (=chronische Rhinosinusitis), Tabakrauch, Exposition gegenüber Allergenen, Luftverschmutzung, psychologische und sozioökonomische Probleme, eine hohe Eosinophilenzahl und erhöhtes Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft sowie eine Reihe anderer Faktoren.

Für Patienten mit nur partiell kontrolliertem oder unkontrolliertem Asthma ist eine pneumologische Rehabilitation wünschenswert, damit ihnen eine normale Teilhabe am beruflichen und privaten Leben möglich ist.

AT-9967 12/2023

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