Copd

COPD – Behandlungsmethoden im Überblick

Lugen halten

Die COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ist eine Erkrankung, die noch nicht geheilt werden kann, bei der aber mit modernen Therapiemöglichkeiten eine wirkungsvolle Behandlung möglich ist. Die konsequente Anwendung dieser Therapien führt in den meisten Fällen zu einer deutli­chen Verbesserung der Symptomatik und damit zu einer Verbesserung Ihrer Leistungsfähigkeit und Lebensqualität.

Die richtige Behandlung der chronischen Lungenkrankheit ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Hierfür wurden spezielle Richtlinien definiert, die eine Einteilung der Schweregrade in bestimmte Krankheitsstadien ermöglichen (siehe GOLD-Stadien).

Die Einord­nung in ein bestimmtes Stadium richtet sich nach den Lungenfunktionswerten, die vom Lungenfacharzt gemessen werden, sowie nach der Art und Häufigkeit an Symptomen an denen Sie leiden. Je nach Stadium der Erkrankung kommen bestimmte Therapiemöglichkeiten zum Einsatz. Bei fortgeschrittener Erkrankung muss die Behandlung in aller Regel lebens­lang erfolgen, da bestehende Schädigungen an Bronchien und Lunge häufig nicht mehr vollständig reversibel sind.

Hauptziele der COPD-Therapie sind, die Beschwerden zu lindern, den Gesundheitszustand der Patienten zu verbessern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verringern und eine möglichst hohe Lebensqualität der Patienten aufrechtzuerhalten. Insbesondere gilt es, akute Verschlimmerungsschübe (Exazerbationen) zu verhindern, da jede Exazerbation weitere Teile der Lunge endgültig zerstören kann. Ebenso sollen mit der Therapie Komplikationen und Begleiterkrankungen vorgebeugt werden.

Eine erfolgreiche COPD-Therapie setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Unterschieden werden nichtmedikamentöse Therapien und medikamentöse Therapien

Nichtmedikamentöse Therapien

Hören Sie mit dem Rauchen auf!

Entscheidend bei der COPD-Therapie ist es, den größten Risikofaktor zu beseitigen. Das heißt in vielen Fällen mit dem Rauchen aufzuhören! Denn durch die fortlaufende Inhalation von Tabakrauch wird die chronische Entzündung der Schleim­häute am Laufen gehalten. Raucher mit COPD büßen pro Jahr das Doppelte ihrer Lungenfunktion im Vergleich zu Exrauchern ein.

Diesen Ratschlag haben Sie vermutlich schon viele Male von Ihrem Arzt oder Ihren Freunden gehört und wahrscheinlich auch schon den einen oder anderen Versuch gestartet, ihn umzusetzen. Mit dem Rauchen aufzuhören ist nicht einfach, doch mit entsprechender Unterstützung können Sie es schaffen. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Unterstützung zu bekommen. So bieten viele Krankenkassen sehr gute Raucherentwöhnungsprogramme an. Hierfür sollten Sie mit Ihrer Krankenkasse Kontakt aufnehmen, die Ihnen sicher gern weiterhelfen wird.

Rauchstopp

Auch gibt es bei der großen Zahl von Betroffenen gut organisierte Selbst­hilfegruppen, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, damit Sie Ihrem Ziel, mit dem Rauchen aufzuhören, näher kommen! Dabei kann es für die ersten Tage oder Wochen hilfreich sein, Nikotinpflaster oder Nikotin­kaugummis zu verwenden, um die „heiße Phase“ besser zu überstehen.

Der Weg lohnt sich! Ist die Zerstörung der Lunge noch nicht zu weit fortge­schritten, kommt es zu einer spür­baren Verbesserung der Atmung. Dies zeigt sich häufig auch an einer sich langsam, aber stetig verbessernden Lungenfunktion.

Achten Sie auf Ihre körperliche Fitness!

Auch eine gewisse körperliche Fitness ist ein wichtiger Baustein in der Therapie der COPD. Durch die Belastungsatemnot werden körperliche Aktivitäten von COPD-Patienten häufig weitgehend vermieden. Dies führt allerdings zu einem Trainingsmangel des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Muskulatur und damit zu einer immer weiter fortschreitenden Immobilität. Die körperliche Aktivität muss nicht unbedingt über bestimmte Sportarten erbracht werden, auch alltägliche Aktivitäten wie Spaziergänge, Gartenarbeit oder Einkaufen können sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.

Physiotherapeutische Maßnahmen

Physiotherapeutische Maß­nahmen stärken die Atemmuskulatur und verbessern die Atemfunktion. Um atemwegsstärkende Übungen zu erlernen, benötigt man anfangs einen Atemtherapeuten, später können diese Übungen täglich allein zu Hause durchgeführt werden.

Die Lippenbremse, ein Ausatmen mit gespitzten Lippen und aufgeblähten Wangen, kann bei schwerer Atemnot verhindern, dass die Atemwege kollabieren. Auch der Kutschersitz, bei dem Sie Ihre Unterarme auf die Oberschenkel stützen und den Kopf entspannt nach unten hängen lassen, kann dazu beitragen, Ihre Atemnot rasch zu lindern.

Atemtechniken

All dies sollte im Rahmen von Reha­bilitationsprogrammen angestrebt werden, insbesondere bei fortge­schrittenen Erkrankungsstadien. Bei der Suche nach entsprechen­den Adressen, Telefonnummern oder Internetadressen ist Ihnen Ihr Arzt sicher gern behilflich.

Vermeidung von Schadstoffen

Sollte eine seltene berufsbedingte COPD diagnostiziert werden, muss versucht werden, die verantwortlichen Reizstoffe zu vermeiden. Hierfür sollte der Arbeitsplatz entsprechend neu gestaltet werden. Gelingt dies nicht, sollte auch ein Wechsel des Arbeits­platzes in Erwägung gezogen werden.

Sauerstofftherapie

Bei einer weit fortgeschrittenen obstruktiven Lungenerkrankung (Stadium IV) kann es erforderlich sein, die Lunge bei der Sauerstoffaufnahme zu unterstützen und ihr mehr Sauerstoff anzubieten, als normalerweise in der Atemluft ver­fügbar ist. Hierfür wird eine Langzeit­-Sauerstofftherapie (LTOT) begonnen.

Der Patient erhält ein mobiles Sauerstoffgerät, über das der Atemluft reiner Sauerstoff zuge­mischt wird. Dies muss für mindestens 16 Stunden am Tag angewendet werden. Durch die regelmäßige Anwendung der Sauerstofftherapie können die Lebensqualität und das Wohlbefinden des Patienten deutlich gesteigert und sein Aktionsradius erweitert werden. Auch können damit Folgeerkrankungen, wie z. B. Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) gemildert werden.

Schutzimpfungen bei COPD

Schutzimpfungen wie die jährliche Grippeschutzimpfung oder eine Impfung gegen Pneumokokken sind für COPD-Patienten empfehlenswert, da Infektionen vermieden werden können und das Risiko für Exazerbationen reduziert wird.

Medikamentöse Therapie

Zahlreiche unterschiedliche Medikamente können die Symptome der COPD reduzieren oder gar ganz vermeiden, akute Verschlechterungsschübe (Exazerbationen) vorbeugen oder sie abschwächen und so die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Die medikamentöse Behandlung sollte dabei immer individuell auf den einzelnen COPD-Patienten abgestimmt sein. Welche Medikamente zum Einsatz kommen, hängt von den auftretenden Symptomen, der Intensität und der Anzahl der Verschlechterungsschübe und von allfälligen Begleiterkrankungen ab.

Bronchodilatatoren

Ein entscheidendes Ziel in der COPD-Therapie ist es, die Bronchien zu erweitern, um die Atmung zu ver­bessern. Hierfür werden sogenannte „Bronchodilatatoren“ eingesetzt. Ihre Wirkung führt zu einer Entspannung der Atemwegsmuskulatur, so dass sich die Atemwege weiter öffnen können und dadurch die Atmung leichter fällt. Als Bronchodilatatoren werden vorwiegend zwei Medika­mentengruppen eingesetzt: zum einen Beta-2-Sympathomimetika (kurz Beta-2-Mimetika) und zum anderen Anticholinergika.

  • Beta-­2­-Mimetika wirken auf Rezeptoren in den tieferliegenden Bronchien, die bei Aktivierung die Bronchialmuskulatur zum Erschlaffen bringen und so zu einer Erweiterung der Atemwege führen.

  • Anticholinergika wirken vor allem in den größeren, zentralen Atemwegen. Sie führen über einen anderen Mecha­nismus zur Entspannung der Musku­latur: Sie verhindern die Aktivierung von Rezeptoren, die normalerweise eine Anspannung der Muskulatur aus­lösen würden. Die Inhalation ist bei Atemwegserkrankungen die ideale Anwendungsart, da der Wirkstoff so gezielt an den Wirkort gebracht werden kann und nur geringste Wirkstoffmengen in den Blutkreislauf gelangen, wodurch viele Nebenwir­kungen auf andere Organsysteme verhindert werden.

Bei den Bronchodilatatoren gibt es kurz und lang wirkende Medikamente. Die kurz wirksamen Formen (Wirk­dauer: 3 bis 5 Stunden) werden als inhalative Präparate nur bei der leichtesten Form der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (Stadium I) eingesetzt. Ist ein Patient schwerer erkrankt, müssen weitere Medikamente hinzugefügt werden.

In den weiter fortgeschrittenen Erkrankungsstadien kommen lang wirksame inhalative Bronchodilata­toren zum Einsatz, die eine Wirkdauer von mindestens 12 Stunden haben. Diese lang wirksamen Bronchodilatatoren werden in der Regel zweimal täglich zu festen Zeiten inhaliert. Sie sorgen dafür, dass nun über 24 Stunden der chronischen Verengung der Atemwege entgegen­gewirkt werden kann.

Sollte dennoch kurzfristig akute Atemnot auftreten, kann zusätzlich ein rasch wirksamer Bronchodilatator angewendet werden. Die Behandlung mit lang wirksamen inhalativen Bronchodilatatoren hat in vielen klinischen Untersuchungen verschie­dene günstige Effekte gezeigt: Die Atemnot der Patienten konnte deutlich reduziert und die Lungenfunktion ver­bessert werden. Auch die Zahl akuter Krankheitsschübe (Exazerbationen) konnte gesenkt werden. Insgesamt berichteten die Patienten über eine deutlich gesteigerte Lebensqualität.

Bronchialerweiternd wirkt auch Theophyllin. Der Nutzen als COPD­-Medikament ist umstritten, insbeson­dere aufgrund des schwächeren bronchialerweiternden Effekts und des gleichzeitig deutlich höheren Risikos von Nebenwirkungen. Theophyllin sollte daher nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Glukokortikoide (Kortison)

Kortison gehört zur Gruppe der Kortikoide. Ohne dieses natürliche körpereigene Hormon könnten wir nicht leben. Kortison bzw. Kortisol wird ständig in der Nebennierenrinde in geringen Mengen gebildet und in das Blut ausgeschüttet. Es reguliert dort unter anderem die Konzentra­tion von Zucker, dem wichtigsten Energielieferanten im Körper. Kortisol kann aber auch Überempfindlichkeits­reaktionen wie Allergien unterdrücken und ist das wirksamste Mittel gegen Entzündungen.

Viele Patienten haben Angst vor Nebenwirkungen, wenn sie hören, dass eine Behandlung mit Kortison notwendig ist. Jedoch ist die Behand­lung der chronischen Entzündung der Bronchialschleimhaut mit einem inhalativen Kortikoid sehr effektiv. Inhalative Kortikoide werden von den medizinischen Fachgesellschaften bei schwerer und sehr schwerer COPD-Erkrankung mit Exazerbationen in der Vorgeschichte empfohlen.

Keine Angst vor Kortison!

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen dem Inhalieren des Kortikoids und der Einnahme als Tablette oder Spritze. Die befürchteten Nebenwirkungen treten nur auf, wenn hohe Dosen über lange Zeit als Tablette oder Spritze gegeben werden und sich so der Wirkstoff im gesamten Körper verteilen kann. Wird das Kortikoid jedoch inhaliert, landet es fast ausschließlich dort, wo es gebraucht wird: auf der entzündeten Bronchialschleimhaut. Bei korrekter Anwendung sind so schwere Neben­wirkungen fast ausgeschlossen.

Gelegentlich kann es im Rahmen von akuten Krankheits­schüben notwendig sein, mit einer Kortisontablette oder ­-spritze zu behandeln. Um diese Verschlechterung zu verhindern, ist es wichtig seine Therapie mit dem inhalativen Kortikoid (wenn verordnet) regelmäßig einzusetzen. Durch die konsequente Anwendung eines inhalativen Korti­koids kann die Zahl der Exazerba­tionen gesenkt werden. Dies führt zu einem positiven Einfluss auf die Leis­tungsfähigkeit und das Allgemeinbefinden der COPD-Patienten. Auch gehen die häufig doch sehr belastenden Allgemeinsymptome wie Husten und Auswurf in der Regel zurück.

Inhalatoren und Kombinationspräparate

Besonders anwendungsfreundlich sind Trocken­pulver-­Inhalationssysteme. Diese enthalten nur den reinen Wirkstoff und gegebenenfalls eine kleine Menge an Milchzucker sowie keine Zusätze wie FCKW oder andere Treibgase. Der Pulverinhalator wird durch Einatmen ausge­löst, das mikrofeine Pulver gelangt durch den eigenen Atemzug in die Lunge. Hier entfällt das Koordinieren von Auslösen und Einatmen.

Die fortschreitende COPD-Erkrankung macht es leider häufig notwendig, mehrere Medikamente zu bestimmten Zeiten einzunehmen bzw. mit sich zu führen. Dies kann, besonders wenn noch andere Erkrankungen behandelt wer­den müssen, sehr belastend für den Patienten sein. In den einfach anzu­wendenden Inhalatoren stehen daher auch Kombinationspräparate aus Beta-­2-­Mimetika und Anticholinergika zur Verfügung. Diese Kombination kann durch die Verknüpfung der Wirkung in den zentralen Atemwegen und den Bronchien bei COPD eine sinnvolle Therapieform sein.

Auch für COPD­-Patienten, die gleichzeitig ein lang wirksames inhalatives Beta-­2­-Mimetikum sowie ein inhalatives Kortikoid benötigen, können in der Regel Kombinationspräparate eingesetzt werden. Der Vorteil für den Patienten liegt auf der Hand: doppelter Schutz bei einfacher Anwendung.

Antibiotika

Wenn Ihre Atemnot zunimmt, der chronische Husten schlimmer wird, der Auswurf nicht mehr weiß, sondern gelbgrün ist und Sie Fieber bekommen, sollten Sie immer an eine Infektion denken und schnellst­möglich Ihren Arzt aufsuchen.

Eine Infektion wird häufig durch Bakterien, aber auch durch Viren ausgelöst. Bakterielle Atemwegs­infektionen im Rahmen der COPD müssen konsequent mit Antibiotika behandelt werden, da sonst die Gefahr einer dauerhaften Krank­heitsverschlimmerung besteht. Eine vorbeugende (prophylaktische) Einnahme von Antibiotika ist hingegen nicht sinnvoll. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Rate an Verschlechterungsschüben nicht durch eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika gesenkt werden kann. Hier besteht die große Gefahr von wachsender Resistenz einzelner Bakterienstämme auf verschiedene Antibiotika, so dass diese nicht mehr die erwünschte Wirkung entfalten.

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14.03.2024